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Eva Vonesch
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NACHBAR EG: Das ist doch jetzt egal. Auf jeden Fall können Sie das meiner Frau erklären. Die Bettwäsche ist ein Unikat. Die kann man nicht nochmal kaufen. Die hat so ein Heiler extra für sie gemacht. Damit man darin besser schläft. Die kann man nicht nachkaufen. 

NACHBAR 1. OG: Verblüfft. Haben Sie darin besser geschlafen?

NACHBAR EG: Wild gestikulierend. Das ist doch jetzt egal. Fakt ist, dass Sie sie zerschnitten haben. Da wird böses Karma über Sie kommen, ich sage es Ihnen. 

NACHBAR 1. OG: Glauben Sie etwa daran? Also ich könnte darin nicht schlafen. Diese Farben – schrecklich. 

NACHBAR EG: Das können Sie meiner Frau erklären. Die wird so sauer sein. 

NACHBAR 1. OG: Jetzt regen Sie sich nicht so auf. Da hängen noch der Kopfkissenbezug und das Laken. Die haben sicher noch eine Wirkung. Zeigt zur aufgehängten Bettwäsche.



Nachbar EG streicht sich übers Gesicht, überlegt lange, zupft nervös an seinem Bart herum, überlegt immer noch, schaut die aufgehängte Bettwäsche an und dreht sich plötzlich ruckartig wieder zu seinem Nachbarn um.



NACHBAR EG: Zerschneide die auch.

NACHBAR 1. OG: Total irritiert. Was?

NACHBAR EG: Zerschneide die auch, schnell, bevor meine Frau in die Waschküche kommt. 

NACHBAR 1. OG: Spinnst du jetzt? Und seit wann sind wir beim Du?
NACHBAR EG: Schneid jetzt! Schnell!

NACHBAR 1. OG: Schneid doch selber. Streckt die Schere in Richtung seines Nachbarn.

NACHBAR EG: Nein, schneide du.

NACHBAR 1. OG: Damit du deiner Frau sagen kannst ich hätte geschnitten?

NACHBAR EG: Du hast auch geschnitten. 

NACHBAR 1. OG: Ich habe aber nur den Bettdeckenbezug zerschnitten. Deine Frau wird mich schon wegen dieses Bezugs anzeigen. Da zerschneide ich sicher nicht noch mehr.

NACHBAR EG: Ja, die wird dich mit Sicherheit anzeigen. Nimmt seinem Nachbarn die Schere aus der Hand und schneidet Kopfkissenbezug und Laken durch.

NACHBAR 1. OG: Völlig verblüfft. Jetzt kannst du aber nicht mehr sagen, ich war das. Du hast mehr zerschnitten. 

NACHBAR EG: Zufrieden und stolz. Wir sagen es war ein Streich. Zeigt zum offenen Fenster. Durch das Fenster da kann jeder reinkommen. Da hat uns jemand einen Streich gespielt. 

NACHBAR 1. OG: Grinst. Hab ich’s doch gewusst, du findest die Bettwäsche auch furchtbar. Da habe ich dir ja einen Gefallen getan. Du wirst deiner Frau also nichts sagen?

NACHBAR EG: Nein. Schlägt mit der Hand bei seinem Nachbar ein. Auf keinen Fall. Ich finde die Bettwäsche entsetzlich, ich schlief so schlecht darin. Nächtelang habe ich nicht mehr durchgeschlafen. Ich bin gerade so erleichtert. 

NACHBAR 1. OG: Wieso hast du das deiner Frau nicht gesagt?

NACHBAR EG: Das ist nicht so einfach, die setzt sich immer durch. 
NACHBAR 1. OG: Jaja, ich kenne das. Es ist nicht einfach, so eine Ehe. 
NACHBAR EG: Ja, wem sagst du das. 

NACHBAR 1. OG: Bier auf meinem Balkon?

NACHBAR EG: Gerne!



Die Nachbarn verlassen zusammen die Waschküche.

Wir orientierten uns am Aufbau eines klassischen Dramas in fünf Akten, mit dem Ziel, ein einfaches Thema auf komplexe Weise darzustellen und die Absurdität des Alltags einzufangen. Die Struktur folgte einem Spannungsbogen inklusive einer absurden Pointe.

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